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Bötticher beendet lange Durststrecke mit EM-SIlber

Stefan Bötticher mit EM-Silber © Arne Mill/frontalvision.de
Stefan Bötticher mit EM-Silber © Arne Mill/frontalvision.de

Glasgow. Diese Medaille ist fast Gold wert. Stefan Bötticher hat sich nach langer Auszeit wieder auf der internationalen Bühne zurückgemeldet. Der Weltklassesprinter aus Thüringen, seit Jahren in Chemnitz zu Hause, gewann bei den Europameisterschaften in Glasgow nach Bronze im Teamsprint am vorletzten Tag der Bahnwettbewerbe auch Silber im Sprint.

„Jetzt, so kurz nach dem Lauf, ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht gewonnen habe, aber später, wenn ich auf dem Podium stehe, werde ich mich ganz bestimmt freuen,“ sagte Bötticher, nachdem er im Finale dem Niederländer Jeffrey Hoogland in zwei Läufen unterlag. „Ich habe mich nach dem Halbfinale nicht wirklich gut erholen können, die zwei Stunden Pause haben mir nicht gut getan,“ so der Chemnitzer, der in Glasgow nach langer Durststrecke ein tolles Comeback feierte und in der Vorschlussrunde in einem dramatischen Duell Vize-Weltmeister Jack Carlin aus Großbritannien mit 2:1 bezwang.

Seinen Durchbruch schaffte der heute 26-Jährige 2013 bei den Weltmeisterschaften in Minsk, als er sowohl im Sprint als auch im Teamsprint zusammen mit René Enders und Maximilian Levy den Titel gewann.  Ein Jahr später wurde er im Sprint Vize-Weltmeister. Bötticher war da angekommen, wo er immer als Kind hinwollte. „Die Bahn hat mich immer fasziniert, “ erzählt er von seinen frühen Jahren. „Ich habe immer davon geträumt, einmal mit Levy oder Stefan Nimke zu fahren. Und plötzlich war ich mittendrin.“

Eine Verletzung zwangen ihn im Winter 2014 zu einer längeren Pause. Seit dem hatte Bötticher immer wieder gesundheitliche Probleme, vor allem im muskulären Bereich, verpasste die WM 2016, 2017 und 2018 in seiner Paradedisziplin  „Ich hatte jeden Tag Schmerzen. Klar gibt es im Training immer wieder Momente, die weh tun, aber bei mir war es extrem. Ich habe die Lust am Radfahren verloren.“

Statt sich weiter zu quälen nahm Bötticher eine lange Auszeit, stellte das Rad in die Ecke und organisierte sein Leben um. Viele medizinische Behandlungen und eine lange Rehabilitation waren nötig, um seinen Körper wieder fit zu bekommen. Bei der WM im Frühjahr diesen Jahres  gehörte Bötticher nach langer Pause wieder zur WM-Mannschaft, hatte einen Kurzeinsatz im Teamsprint. Danach ging es weiter aufwärts. 

„Alles ist wieder so wie vorher. Vielleicht noch besser. Es ist super, wieder auf der internationalen Bühne zu stehen“, sagte er in Glasgow. „Ich habe in diesem Turnier allerdings gemerkt, dass sich der Sprint verändert hat. Ich muss noch einiges lernen, um wieder voll dazu zu gehören“, zog er vor dem Keirin-Wettbewerb schon eine zufriedene EM-Bilanz. Als deutscher Meister gehörte der Sportsoldat hier ebenfalls zu den Medaillenanwärtern.

„Das Beispiel Stefan Bötticher zeigt, dass es sich lohnt, Vertrauen in die Fähigkeit eines Sportlers zu haben,“ zeigte sich auch BDR-Sportdirektor Patrick Moster sehr zufrieden mit dem Comeback des Chemnitzers. „Stefan ist noch nicht da, wo er einmal war, aber er hat bereits ein stabiles Ausgangsniveau und ist auf einem sehr guten Weg“ beurteilte Bundestrainer Detlef Uibel die Leistungen des EM-Medaillengewinners.