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Wie geht es im Frauensprint weiter ohne Kristina Vogel?

Hinze/Welte EM-Dritte © Arne Mill/Frontalvision.de
Hinze/Welte EM-Dritte © Arne Mill/Frontalvision.de

Berlin. Obwohl Ausnahmeathletin Kristina Vogel nach ihrer Querschnittlähmung nicht mehr als Aushängeschild und Motivator die deutschen Bahnsprinterinnen zu immer neuen Erfolgen treiben kann, sieht Bundestrainer Detlef Uibel für den Kurzzeit-Bereich nicht schwarz. Neben der erfahrenen Miriam Welte, ebenfalls Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin, drängen mit Pauline Grabosch (Erfurt/20 Jahre), Emma Hinze (Cottbus/20) und Lea Sophie Friedrich (Schwerin/18) gerade drei talentierte Sprinterinnen in die internationale Spitze.

„Von der Quantität und auch Qualität haben wir glückliche Umstände. Diese Breite hat es bei den Frauen in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben“, sagte Bundestrainer Uibel am Donnerstag. Gleichwohl sei der Ausfall von Vogel nicht zu kompensieren. Seit 2012 hatte die Erfurterin die Weltspitze bestimmt, gewann 2012 und 2016 Olympia-Gold und wurde elfmal Weltmeisterin. „Wir werden Kristina sportlich und auch als Persönlichkeit nicht ersetzen können. Auch ihre Pressekonferenz am Mittwoch hat ihren starken und außergewöhnlichen Charakter unterstrichen. Sie ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung“, sagte Uibel.

Grabosch, Hinze und Friedrich können aber in Zukunft die Lücke zumindest verkleinern.  Grabosch wurde in diesem Jahr bereits Teamsprint-Weltmeisterin und WM-Dritte im Sprint. Hinze zeigte zuletzt bei den European Championsships in Glasgow – gleichzeitig der Auftakt der Olympia-Qualifikation – zusammen mit Welte als Dritte im Teamsprint ihr gewachsenes Potenzial. Und Friedrich glänzte im August bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Aigle/Schweiz mit vier Titeln. Beim Weltcup-Auftakt Mitte Oktober in Paris startet die 18-Jährige erstmals in der Elite.

„Alle jungen Fahrerinnen haben sehr gute Ansätze, müssen aber ihren eigenen Weg finden. Das geht vor allem über qualitativ starke Wettbewerbe“, sagt Bundestrainer Detlef Uibel. Bei der Integration und Heranführung des jungen Trios an die Weltspitze kommt auch Miriam Welte eine wichtige Rolle. zu „Sie hat jetzt eine größere Verantwortung als vorher. Sie darf nicht nur auf ihre eigene Leistung schauen – das weiß sie auch, schließlich kann sie den Teamsprint nicht allein gewinnen“, sagte Uibel.

Welte hat sich indes noch nicht entschieden, ob sie bis zu den Spielen 2020 in Tokio weitermachen wird. „Ich hatte mir nach Rio den Weg offen gelassen. Das gilt nach wie vor“, erklärte die 31-Jährige vom 1. FC Kaiserslautern am Donnerstag, die 2016 Teamsprint-Bronze mit Vogel holte. „Die Wehwehchen werden größer, es ist alles ein bisschen schwerer als vor zehn Jahren. Wenn es reicht, möchte ich aber in Tokio dabei sein. Es macht nach vor sehr großen Spaß und läuft seit Rio auch sehr gut“, sagte die zweifache 500-Meter-Weltmeisterin.

Mit ihrer neuen Rolle in der Mannschaft nach dem Aus ihrer langjährigen Weggefährtin hat sie sich arrangiert. „Früher habe ich mich an Kristina orientiert, jetzt werden sich die Mädels vermutlich an mir orientieren. Die größere Verantwortung ist mir bewusst“, sagte Welte. Gleichzeitig mache sie die gute Nachwuchsarbeit auch ein bisschen stolz: „Emma Hinze hat mit dem Radsport begonnen, als Kristina und ich 2012 Olympiasiegerinnen wurden. Jetzt fahre ich mit ihr – das ist schon verrückt“, sagte Welte. Spätestens nach der WM Ende Februar 2019 in Pruzskow will sie sich dann entscheiden, ob es bis 2020 weitergeht. Hält sie dem Ansturm der Jugend stand, dürfte ihren dritten Spielen aber kaum etwas im Weg stehen.