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Berliner Sprinter Förstemann verzichtet auf Einzel-Start im Velodrom (Update 29.7.)

Kai-Kristian Kruse (l.) und Robert Förstemann. © DBS / Oliver Kremer
Kai-Kristian Kruse (l.) und Robert Förstemann. © DBS / Oliver Kremer

Der vielfache deutsche Meister Robert Förstemann verzichtet in diesem Jahr bei den deutschen Meisterschaften im Bahnradsport auf einen Einzelstart. Stattdessen geht der Berliner im Velodrom auf Rekordjagd – in seinem neuen Metier als Tandemfahrer.

Berlin. Sprint, 1000 Meter, Teamsprint – seit 2008 sammelte Robert Förstemann ein Meistertrikot nach dem anderen und bewies dabei auch seine Vielseitigkeit. Nur im Keirin klappte es nie. „Ich lag zwar mal im Ziel vorn, wurde aber distanziert“, erinnert sich der 33-Jährige an seine bewegte wie erfolgreiche Karriere. In diesem Jahr kommt auch kein Keirin-Gold hinzu - der Mann mit den großen Oberschenkeln verzichtet bei den Meisterschaften (31. Juli bis 4. August) auf Einzelstarts auf seiner Hausbahn. Nur im Teamsprint hat Förstemann zusammen mit Timo Bichler (Dudenhofen) und Stefan Bötticher (Chemnitz) als Renngemeinschaft gemeldet und einen Start geplant. 

„Ich verzichte als Vorsichtsmaßnahme auf einen Einzelstart“, sagte Förstemann. Die Folgen seines schweren Sturzes Mitte Januar beim Bremer Sechstagerennen mit mehreren Brüchen spürt der Wahl-Berliner noch immer. „Ich möchte einem möglichen Sturz in Sprint oder Keirin einfach aus dem Weg gehen, um meine Ziele nicht zu gefährden“, so der Ex-Teamsprint-Weltmeister, der sich seit Anfang des Jahres zusammen mit Kai-Kristian Kruse aus Rangsdorf auf das Fahren des Tandems verlegt hat und in den Para-Sport gewechselt ist. „Außerdem zwickt es noch in der linken Schulter, die Platte, die mein Schlüsselbein fixiert, stört mich sehr“, erklärt Förstemann, der sich Mitte August das Metallstück entfernen lassen will.

Trotz des Umstiegs Anfang des Jahres auf das Tandem hat sich der Alltag für Bundespolizist Förstemann seitdem kaum verändert. „Das Training ist nicht weniger geworden“, berichtet er, der zu Trainer Emanuel Raasch zurückgekehrt ist – einem ausgewiesenen Tandem-Experten und 1992 Weltmeister. „Verschoben haben sich meine Schwerpunkte. Ich fahre jetzt mehr Straße, arbeite mehr an der Schnelligkeitsausdauer. Früher musste ich eine Runde schnell fahren – jetzt geht es über die 1000 Meter. Das erreicht man nur durch entsprechende Umfänge“, sagt Förstemann.

Die deutschen Meisterschaften auf ihrer Heimbahn in Berlin wollen Förstemann und sein sehbehinderter Partner Kruse als Standortbestimmung nutzen. Nach dem 1000-Meter-Zeitfahren der Männer am Donnerstag (ca. 19.30 Uhr) im Rahmen der Titelkämpfe wollen beide den deutschen Rekord angreifen, den Kruse bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro mit Förstemanns Vorgänger Stefan Nimke aus Schwerin (1:01,787 Minuten) aufstellte. Ihre eigene Bestzeit steht seit der Para-WM (Platz 7) in diesem Jahr bei 1:03,60 Minuten.

„Wir haben die letzten Wochen viel und intensiv trainiert und wollen sehen, wie das Training angeschlagen hat. Da es nicht so viele Wettkämpfe gibt, ist Berlin eine gute Möglichkeit“, sagt Förstemann, der mit Kruse beim Großen Preis von Deutschland Ende Juni über die 200 Meter eine neue Bestzeit aufstellte. Über die deutschen Para-Meisterschaften im November und die Para-WM Anfang 2020 in Milton/Kanada soll für beide die Qualifikation für die Paralympics 2020 in Tokio gelingen. Und dort ist eine Medaille das Ziel. „Ja, das ist unser Anspruch“, betont Förstemann, der weiß, dass beide bis dahin noch viel Arbeit vor sich haben: „Über kurz oder lang müssen wir unter einer Minute fahren.“ Und Berlin soll zeigen, ob das Duo Robert Förstemann/Kai-Kristian Kruse diesem Ziel schon näher kommen konnte.