Brauße ist neue Königin der Einerverfolgung - Kompletter EM-Medaillensatz für den BDR
Apeldoorn. Die immer fröhliche Franziska Brauße strahlte noch ein bisschen mehr als sonst. „Ich kann es nicht fassen“, sagte die 20-Jährige lachend mit Goldmedaille um den Hals und Europameister-Trikot auf den Schultern nach dem bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Bei den Europameisterschaften in Apeldoorn siegte Brauße am Freitag in einem rein deutschen Finale in der 3000-Meter-Einerverfolgung gegen Titelverteidigerin Lisa Brennauer (Durach) und sicherte sich damit auch einen Startplatz für die Heim-Weltmeisterschaft Ende Februar 2020 in Berlin. Gleichzeitig bescherte Brauße dem Bund Deutscher Radfahrer nach zuvor zweimal Silber die erste Goldmedaille in den Niederlanden.
Die Qualifikation hatte noch Brennauer mit deutscher Rekordzeit von 3:23,401 Minuten gewonnen. Im Finale drehte die Öschelbronnerin aber den Spieß um, steigerte zur Musik „Atemlos“ von Helene Fischer ihre Bestzeit auf 3:25,002 Minuten und war 1,188 Sekunden schneller als die Vize-Weltmeisterin von 2019. „Ich kann leider nicht so dosiert fahren und konnte mich nach der Quali nicht mehr erholen. Ich bin aber mega-stolz auf meinen Rekord. Und gegen eine Teamkollegin zu verlieren, ist auch ein kleiner Trost“, sagte Brennauer, die noch vor drei Wochen bei der Straßen-WM in Yorkshire Silber im Mixed Relay gewonnen hatte.
„Ich war nach der Qualifikation mit Silber bereits überglücklich“, sagte Brauße, die in diesem Jahr schon die U23-Europameisterschaft und die deutsche Meisterschaft in der Einerverfolgung gewonnen hatte und am Donnerstag zusammen mit Brennauer Zweite in der Mannschaftsverfolgung wurde. „Wir haben dann im Finale noch einen Gang hochgekettet und alles riskiert“, sagte Brauße, die seit dem Jahresbeginn von Männer-Bundestrainer Sven Meyer trainiert wird. „Er hat alles umgestellt“, so Brauße zum Erfolgsgeheimnis.
Im Sprint-Turnier sicherte sich Lea Sophie Friedrich nach Silber im Teamsprint die Bronzemedaille. Die 19-Jährige setzte sich ebenfalls in einem deutschen Finale gegen ihre Teamkollegin Emma Hinze aus Cottbus mit 2:0 Läufen durch. Die WM-Vierte Friedrich hatte im Halbfinale gegen Olena Starikowa aus der Ukraine mit 1:2 Läufen verloren. „Gegen die Teamkollegin zu fahren, war ein komisches Gefühl. Ich bin aber froh mit der Bronzemedaille aus dem Turnier zu gehen." Die von einem Virus geschwächte Hinze unterlag im Halbfinale gegen die spätere Europameisterin Anastasiia Voinowa aus Russland ebenfalls mit 1:2. „Meine Beine haben sich heute wie Beton angefühlt“, so Hinze.
„Insgesamt ist es ein Super-Ergebnis, wenn wir vielleicht nach der Qualifikation mit den Plätzen eins uns zwei noch ein wenig mehr erhofft hatten“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel, der aber beiden Sportlerinnen ein starkes Turnier bescheinigte. „Beide waren in der Lage, zu agieren und variabel zu fahren. Das können nicht viele. Schade, dass eine leer ausgegangen ist“, sagte Uibel weiter.
Im Omnium der Frauen siegte Weltmeisterin Kirsten Wild aus den Niederlanden mit 116 Punkten vor ihrem Heimpublikum nach einem packenden Wettbewerb vor Olympiasiegerin Laura Kenny aus Großbritannien. Gudrun Stock aus München zeigte einen couragierten Wettbewerb und wurde mit 89 Punkten Neunte. Weitere internationale Einsätze wird es aber nicht geben: Deutschland hat einen Startplatz für die Weltcup-Saison im Mehrkampf verpasst und damit auch keine Chance mehr zur Qualifikation für die Heim-WM und Olympia. „Der Zug ist abgefahren“, sagte Bundestrainer André Korff.
Im Omnium der Männer belegte Maximilian Beyer aus Berlin einen enttäuschenden 14. Platz. „Satz mit x - das war nix. Eigentlich war er gut drauf. Aber für das Level hier hat es einfach nicht gereicht", sagte Bundestrainer Sven Meyer. Den Sieg sicherte sich der Franzose Benjamin Thomas mit 171 Punkten. Beyer kam auf 54 Punkte. Im Schlusswettbewerb konnte der deutsche Meister im Punktefahren nur einmal in die Wertung fahren.