EM in Apeldoorn eröffnet zweite Hälfte der Olympia-Qualifikation
Apeldoorn. Mit den Europameisterschaften in Apeldoorn (16. bis 20. Oktober) steigen die Bahnfahrer in die entscheidende zweite Hälfte der Olympiaqualifikation ein. Auf der WM-Bahn von 2011 und 2018 werden neben der Heim-WM im Berliner Velodrom (26. Februar bis 1. März 2020) auch die meisten Punkte für die Teilnahme an den Spielen in Tokio vergeben. Daneben stehen zwischen Anfang November und Ende Januar in Minsk, Glasgow, Hongkong, Cambridge/Neuseeland, Brisbane und Milton/Kanada sechs Weltcups auf dem Kalender, von denen die besten drei ebenfalls ins Ranking eingehen.
Nur jeweils acht Nationen werden Anfang August 2020 in Izu, rund 120 Kilometer von Tokio entfernt, um Olympia-Medaillen fahren. Den Kampf um die begehrten Startplätze, der zu einem wesentlichen Teil über den Teamsprint und die Mannschaftsverfolgung läuft, nimmt der BDR aus einer soliden Position auf. Die Teamsprinter liegen auf den Plätzen vierv (Frauen) und sechs (Männer), die Verfolger auf den Rängen vier (Frauen) und sechs (Männer). Allerdings sind die Abstände noch gering und die Rankings momentan „verschoben“, da beispielsweise die kontinentalen Meisterschaften in Amerika bereits stattgefunden haben.
„Die Europameisterschaften werden noch einmal ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Tokio 2020 – wir wollen natürlich unsere Plätze in der Rangliste festigen“, sagt Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel, der nach dem überraschenden Rücktritt von Miriam Welte (Kaiserslautern) seine Planung umstellen musste. In Apeldoorn sollen jetzt Lea Sophie Friedrich (Dassow) und Emma Hinze (Cottbus) gemeinsame Sache machen. Beim Weltcup im Januar in Hongkong belegten beide zusammen den vierten Platz. „Lea wird durch den Rücktritt jetzt mehr und schneller gefordert als geplant. Dazu kommt die Doppelbelastung mit ihrer Polizei-Ausbildung. Wir haben aber schon ein paar Sachen auf Position eins geübt und das hat ganz gut funktioniert“, sagte Uibel. Bei den Männern ist dagegen noch offen, wer das Trio in Schwung bringen soll. Der Bundestrainer wird sich nach den Eindrücken der Vorbereitung in Frankfurt (Oder) zwischen Timo Bichler (Dudenhofen), Nik Schröter (Erfurt) und Eric Engler (Cottbus) entscheiden.
Im Ausdauerbereich Männer peilt Bundestrainer Sven Meyer mit dem Vierer wie im Vorjahr eine Top-4-Platzierung an, um weiter alle Chancen für Tokio zu wahren. „Im Omnium müssen wir uns ebenfalls vernünftig platzieren. Die Ergebnisse des vergangenen Winters reichen nicht, um uns sicher zu qualifizieren“, so der Bundestrainer. Hier soll Roger Kluge, Vize-Weltmeister 2016 in dieser Disziplin, mehr Verantwortung übernehmen. Der Straßen-Profi aus Cottbus steht aber erst beim Weltcup in Glasgow erstmals zur Verfügung. Damit muss auch Madison-Doppel-Weltmeister Theo Reinhardt bei der EM auf seinen angestammten Partner verzichten. Wer an der Seite des Berliners und im Omnium startet, will Meyer nach einer internen Überprüfung entscheiden – als Kandidaten gelten Maximilian Beyer (Berlin) und Moritz Malcharek (Zepernick).
Frauen-Bundestrainer André Korff kann zu Beginn der Wintersaison im Vierer wieder auf Lisa Brennauer (Durach) und Lisa Klein (Erfurt) zählen, die nach der erfolgreichen Straßen-WM in Yorkshire ihre Saison etwas verlängern und damit zum Auftakt zur Verfügung stehen. Im Vorjahr holten Brennauer, Charlotte Becker (Berlin), Mieke Kröger (Bielefeld) und Gudrun Stock (München) nach einem Sieg im kleinen Finale gegen Polen die erste deutsche Verfolger-Medaille seit 2011. „Wir haben wieder hohe Ziele. Podiumsplätze in der Einer- und Mannschaftsverfolgung stehen ganz oben“, sagte Korff.
Insgesamt gewann der Bund Deutscher Radfahrer bei den Europameisterschaften 2018, die im Rahmen der European Games in Glasgow ausgefahren wurden, elf Medaillen, darunter dreimal Gold durch Lisa Brennauer (Einerverfolgung), Stefan Bötticher (Keirin) und Domenic Weinstein (Einerverfolgung).