Eric Engler will mit neuem Heimtrainer nach Tokio 2020
Cottbus. Die WM 2019 in Pruszkow ist nicht nach den Vorstellungen von Eric Engler gelaufen. Wieder einmal. Lediglich ein Einsatz im nicht olympischen 1000-Meter-Zeitfahren (Platz 12) steht für den 27-Jährigen vom RSC Cottbus zu Buche. Seit Jahren gehört Engler zwar zum engsten Kreis der deutschen Bahn-Nationalmannschaft, Einsätze in den Disziplinen Sprint, Keirin und Teamsprint waren aber seit seiner WM-Premiere 2013 eher rar gesät – auch aufgrund großer Konkurrenz im eigenen Lager.
Trotz mancher Rückschläge hat Engler seine Ziele nie aus den Augen verloren – auch wenn die Tendenz seit seiner starken Europameisterschaft 2016 (2. 1000 m, 3. Teamsprint, 4. Sprint) eher etwas nach unten zeigte. „Ich möchte bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein. Das ist der Traum eines jeden Sportlers“, sagt der Oberfeldwebel der Bundeswehr mit Überzeugung.
Schon vor der WM in diesem Jahr in Polen gab es erste Überlegungen, sich auf die Rolle des Anfahrers im Teamsprint zu spezialisieren. Auf diese Karte will Engler in den kommenden 15 Monaten nun setzen: „Der Weg über die Position eins im Teamsprint bietet die größten Möglichkeiten. Unser Niveau ist derzeit nicht Weltklasse“, sagt Engler. Seit dem Karriereende von René Enders (Erfurt) hat Deutschland den Anschluss zur internationalen Spitze verloren. Robert Förstemann (Berlin) konnte das vereinzelt kaschieren, fährt jetzt aber Tandem im Paracycling. Und den jungen Sportlern wie Timo Bichler (Dudenhofen) und Nik Schröter (Cottbus) fehlen absolute Spitzenzeiten ebenso wie Konstanz.
Zusätzlich befördert wurden Englers Überlegungen durch eine Personalie am Olympiastützpunkt in Cottbus. Seit dem 1. Juni arbeitet Bill Huck hauptamtlich als Sichtungstrainer für den BMX-Bereich. Der 54-Jährige, 1989 und 1990 Amateur-Weltmeister im Sprint, hat aber vor allem einen Ruf als exzellenter Bahn-Trainer. Zuletzt führte Huck die holländischen Sprinter an die absolute Spitze, unter seiner Führung holte die Niederlande bei der EM 2017 in Berlin und der Heim-WM 2018 in Apeldoorn zahlreiche Medaillen, ehe es im Herbst 2018 nach internen Querelen zur Trennung kam.
„Ich kenne Bill schon einige Jahre und bin einfach auf ihn zugegangen“, berichtet Engler, der zuletzt der Gruppe von Eyk Pokorny angehörte, sein Training aber vor allem nach Plänen von Vater Dirk Engler gestaltete. „2017 und 2018 bin ich sehr auf Verschleiß gefahren. Wir haben es verpasst, die Grundlagen neu zu legen“, berichtet Engler. Unter Huck sollen Kraft- und Bahntraining sowie den Erholungsphasen besser ausbalanciert werden. „Die Idee, sich auf die Anfahrerposition zu konzentrieren, gab es schon vor der WM 2019. Da war es aber eher eine Hau-Ruck-Aktion und hat nicht so funktioniert – jetzt sind wir auf dem richtigen Weg“, ist Engler überzeugt.
Die klare Aufgabenteilung war für Huck, für den die Betreuung Englers neben seiner Arbeit im BMX „Hobby“ ist, Voraussetzung. „Es wird gemacht, wie ich es für richtig halte“, sagt der Neu-Cottbuser. Neben einer Umstellung des Krafttrainings – mehr Qualität statt Quantität – sind vor allem die technischen Fähigkeiten beim Verlassen der Startmaschine die größten Herausforderungen. „Mit dem ersten Tritt kann man sehr viel gewinnen – aber auch verlieren“, erklärt Engler. Beim 29. Großen Preis von Deutschland (28./29. Juni, Radstadion) wird der Cottbuser mit dem Track-Team Brandenburg auf der Position eins im Teamsprint fahren. „Es ist jetzt wichtig, Wettkampfpraxis zu sammeln“, so Engler.
Bundestrainer Detlef Uibel hält Englers Entscheidung für überfällig. „Ich wäre froh, wenn wir mit Engler neben den U-23-Fahrern Bichler und Schröter eine Alternative hätten. Eric hat sehr gute athletische Fähigkeiten, die er in Sprint und Keirin nicht so umsetzen konnte. Ich sehe seinen Schritt positiv – Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Ob der neue Weg funktionieren kann, sollen erstmals die deutschen Meisterschaften zeigen. Englers Bestzeit auf der ersten Runde mit stehendem Start steht seit 2016 bei 17,8 Sekunden. „Man darf jetzt keine Wunderdinge erwarten. Wir können die Sachen aus Holland auch nicht einfach kopieren, wissen nicht, ob es bei mir wirkt. Auf der anderen Seite sind die Niederlande derzeit der Maßstab im Sprint – also machen sie nicht viel falsch“, sagt Eric Engler. Und hofft, in neuer Position und mit neuem Trainer seinem Ziel Olympia so entscheidend näher zu kommen.