Für Kluge liegen Bahn-Meisterschaften in Berlin zu dicht am Tour-de-France-Finale
Madison-Doppel-Weltmeister Roger Kluge rechnet derzeit nicht mit einem Start bei den 133. Deutschen Meisterschaften im Bahnradsport. Zunächst ist der Cottbuser zum dritten Mal bei der Tour de France gefordert.
Berlin. Ab 31. Juli geht es wieder rund im Berliner Velodrom. Von Mittwoch bis Sonntag (4. August) fallen 48 Meisterschafts-Entscheidungen im Rahmen der „Finals 2019“ bei Elite, Junioren und Jugend. Roger Kluge, im vergangenen Jahr deutscher Vizemeister mit dem Brandenburger Landesverbands-Vierer, wird vor seiner Haustür wohl nicht an den Start gehen. Läuft alles nach Plan, kommt der 33-Jährige erst am Sonntag vor den Titelkämpfen (28. Juli) im Ziel der Tour de France an.
„Ich weiß, die Meisterschaften sind vor der Haustür. Aber der Abstand von drei, vier Tagen nach dem Tour-Ende ist schon sehr kurz. Sonst wäre es ein perfekter Test für nächstes Jahr gewesen“, berichtet der Doppel-Weltmeister im Madison, der 2018 und 2019 mit Theo Reinhardt Gold und das Regenbogentrikot holte. Dabei wäre Berlin ein guter Test für ihn und seinen Partner. Denn läuft alles planmäßig, will Kluge 2020 am 19. Juli die Tour beenden – und am 8. August in Izu bei Tokio zusammen mit Reinhardt um olympisches Gold im Madison kämpfen. „Von Dubai nach Polen ist eben etwas anderes als von der Tour de France zur Deutschen Meisterschaft“, sagt Kluge, der in diesem Jahr direkt von der UAE-Tour kommend auf das Bahnrad umgestiegen war und den WM-Titel im Madison erfolgreich verteidigte.
Gleichwohl spielt die Bahn für den Olympia-Zweiten von 2008 weiterhin eine große Rolle. „Ich habe mit dem aber Team vereinbart, dass ich mich im Sommer auf die Straße konzentriere“, erläutert Kluge. Trotzdem gibt es natürlich schon erste Gedanken für die kommende Winter-Bahn-Saison, an deren Ende schließlich auch noch eine Heim-WM im Velodrom steht. „Mein Wunsch wäre es, beim Weltcup in Glasgow (Anm. d. Red.: 8. bis 10. November) einzusteigen. Das ist aber mit Bundestrainer Sven Meyer noch nicht final besprochen“, so Kluge. Ohnehin kreisen die Gedanken in den nächsten drei Wochen nahezu ausschließlich um die Frankreich-Rundfahrt. „Die Anspannung steigt“, sagt Kluge vor seiner dritten Tour-Teilnahme.
2010 als Jungprofi bei Milram ereilte Kluge vor der neunten Etappe nach einem Kahnbeinbruch an der linken Hand das vorzeitige Aus. 2014 beim Schweizer Team IAM Cycling erreichte er nach drei Wochen auf Platz 139 das Ziel in Paris. Und obwohl 2018 nicht am Start, hat auch im Vorjahr die Tour Spuren hinterlassen. Letztlich beförderte die Nicht-Nominierung von Kluge und des australischen Sprinters Caleb Ewan den Wechsel des Duos vom Team Mitchelton-Scott zu Lotto-Soudal in Belgien.
„Die Vorfreude auf die Tour ist schon sehr groß, gerade nach der Nicht-Berücksichtigung im vergangenen Jahr. Ich bin zwar in diesem Jahr auch schon beim Giro gefahren, aber die Tour ist nun mal das Sahnehäubchen“, sagt Kluge vor dem Start am Samstag in Brüssel. 3460 Kilometer liegen bis zum Ziel auf dem Champs Elysee am 28. Juli vor Kluge. „Der Respekt ist groß. Der Giro ist schon schwer, aber die Tour hat immer besondere Tücken“, sagt Kluge.
Sportlich kommt Kluge die gleiche Rolle zu wie beim Giro in diesem Jahr. Er soll seinem australischen Teamgefährten und inzwischen auch Freund Caleb Ewan zu Etappensiegen bei dessen Tour-Premiere verhelfen. Im Saisonverlauf und vor allem in Italien beim Giro klappte das schon ganz gut, zweimal stand da der nur 1,65 Meter große „Sprint-Floh“ ganz oben auf dem Treppchen. „Wir haben bisher ein sehr gutes Jahr, haben als Team gut zusammengefunden. Nach den zwei Etappensiegen beim Giro gehen wir relativ entspannt in die Tour. Die Erfolge waren ganz wichtig – so wollen wir weitermachen“, sagt Kluge und ergänzt: „Die Form ist da.“