Berlinerin Charlotte Becker verpasst Heim-WM im Velodrom
Berlin. Am Montag gab Charlotte Becker beim Medientag des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in Berlin noch gut gelaunt Interviews, am Dienstag reiste die 36-Jährige traurig aus dem Trainingslager der Mannschaft in Frankfurt (Oder) ab. Zuvor hatte Bundestrainer André Korff der Berlinerin mitgeteilt, dass er bei der Weltmeisterschaft in Berlin (26. Februar bis 1. März) nicht mit ihr plant. „Die Entscheidung hat mich gerade extrem hart getroffen und überrascht. Ich hatte mich sehr auf die WM in Berlin gefreut – deshalb bin ich gerade mega enttäuscht“, sagte Charlotte Becker.
Seit 2005 gehört Becker zur Bahn-Nationalmannschaft, holte mehrfach Top-10-WM-Platzierungen in den Massenwettbewerben und war über ein Jahrzehnt fester Bestandteil der Verfolgerinnen-Mannschaft. 2008 in Manchester gab es sogar WM-Bronze. In dieser Saison kam Becker aber nur selten bis gar nicht zum Zug. Bei der Europameisterschaft in Apeldoorn und den Weltcups in Minsk und Glasgow blieb ihr nur eine Reservisten-Rolle, während Franziska Brauße & Co. mehrfach den deutschen Rekord steigerten und zu Medaillenkandidaten für die WM in Berlin reiften.
„Ich habe mich trotzdem nicht hängen lassen und bei den Weltcups in Brisbane und Milton nochmals angegriffen. Ich war zuletzt im Training gut drauf, ich war nicht schlechter als die anderen und habe meine Leistung gezeigt. Deshalb verstehe ich die Entscheidung nicht“, sagte Becker, die sich bis zuletzt im Rennen für einen Platz in der Mannschaftsverfolgung gesehen hatte. Im Punktefahren und Omnium hat der BDR in Berlin dagegen keine Startplätze. „Die Entscheidung trifft mich auch deshalb sehr hart, weil es die WM in Berlin ist – sie war ein Grund für mich, weiter zu fahren“, sagte Becker, die 2005 nach Berlin kam und nur 1,5 Kilometer vom Velodrom entfernt wohnt.
Das Thema Bahn ist für Charlotte Becker trotz der Enttäuschung bei der Heim-WM nicht erledigt. Zunächst geht aber der Blick auf die Straße. „Ich hatte bis jetzt voll den Fokus auf die Bahn gelegt, deshalb habe ich noch keine weitere Rennplanung. Eine größere Pause ist aber nicht vorgesehen“, sagte Becker, die in diesem Jahr für das französische Arkea Pro Cycling Team fährt und die Mannschaft erstmals bei der Teampräsentation am 4. März trifft. Eine dritte Olympia-Teilnahme nach 2012 und 2016 ist für Charlotte Becker weiter ein Ziel: „Ich denke, man sollte mich trotz der verpassten Heim-WM nicht abschreiben. Ich werde in Richtung Tokio 2020 wieder angreifen.“
INFO: Neben Charlotte Becker wurden Katharina Hechler (Oberhausen), Mieke Kröger (Bielefeld), Lea Lin Teutenberg (Köln), Timo Bichler (Dudenhofen) und Tobias Buck-Gramcko (Berlin) aus dem vorläufigen 28-köpfigen Kader für die WM gestrichen. Nachnominiert wurde Lena Charlotte Reißner (Gera). Das teilte der Bund Deutscher Radfahrer am Mittwoch mit. Weitere Infos