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Toller Auftakt bei der Heim-WM: Gold im Teamsprint für Grabosch, Hinze und Friedrich

Die Teamsprrint-Weltmeisterinnen 2020. © Arne Mill / Frontalvision.de
Die Teamsprrint-Weltmeisterinnen 2020. © Arne Mill / Frontalvision.de

Berlin. Emma Hinze schnappte sich die deutsche Fahne und holte sich auf der Ehrenrunde ein Küsschen von Freund Maximilan Dörnbach ab, Pauline Grabosch schlug vor Freude auf den Lenker und kämpfte gegen die Tränen an. Das junge deutsche Duo hat bei der Weltmeisterschaft in Berlin am Mittwoch völlig überraschend an die großen Erfolge ihrer Vorgängerinnen Kristina Vogel und Miriam Welte angeknüpft und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zum Auftakt die Goldmedaille im Teamsprint beschert. Im Finale setzte sich das Duo in 32,163 Sekunden gegen Australien (32,384) durch. Lea Sophie Friedrich erhielt ebenfalls Bronze, die in der Qualifikation zum Einsatz kam. Der dritte Platz ging an China vor Russland, das eigentlich als Goldfavorit galt.

„Ich wusste, dass ich schnell unterwegs bin, aber das war unfassbar. Gold bei der WM - besser geht es nicht. Aber vielleicht kann ich bis Tokio doch noch was drauf packen“, freute sich die Cottbuserin Emma Hinze, die sich wie im gesamten Winter in Top-Verfassung präsentierte. Die Erfurterin Pauline Grabosch, die bereits 2018 in Apeldoorn Gold holte, meldet sich nach einem langen Tief eindrucksvoll und mit dem zweiten Weltmeister-Titel ihrer Karriere zurück. „Diesen Tag werde ich in meinem Leben nicht vergessen, davon habe ich immer geträumt“, sagte die 22-Jährige und kämpfte immer wieder mit den Tränen. Lea Sophie Friedrich aus Dassow freute sich nach vier WM-Titeln bei den Juniorinnen ebenfalls über das erste Regenbogen-Trikot bei der Elite: „Wir haben im Training sehr darauf geschaut, wie wir den Teamsprint optimieren können. Und es ist heute im Turnier sehr gut gelaufen. Emma hat zwei Mal Weltbestzeit gefahren, das war echt super. Wir können sehr zufrieden sein. Das ist ein unglaubliches Gefühl, Weltmeisterin zu sein.“

Der deutsche Vierer muss weiter auf die erste WM-Medaille seit 2002 warten, durfte aber in der Qualifikation jubeln, als in 3:50,304 Minuten der nationale Rekord um 0,861 Sekunden unterboten wurde. Doch als es gegen Großbritannien um die Finalläufe ging, brachen Felix Groß (Leipzig), Leon Rohde (Wedel), Domenic Weinstein (Villingen) und Theo Reinhardt (Berlin) nach gut drei Kilometern auseinander und kamen nur noch auf 3:53,577 Minuten. Das reichte am Ende zum siebten Platz, der aber gleichzeitig die Qualifkation für die Olympischen Spiele in Tokio bedeutet. Topfavorit auf den Titel sind die Dänen, die gleich zweimal den Weltrekord auf nun 3:46,203 Minuten verbesserten und am Donnerstag im Finale auf Neuseeland treffen. Australien und Italien kämpfen um Bronze.

„Mit Platz sieben sind wir save in Tokio dabei, die Olympia-Qualifikation ist geschafft. Das war ganz, ganz wichtig! Da ist eine Last von uns abgefallen. Die ersten sieben Mannschaften sind nicht mal eine Sekunde auseinander, das zeigt das Niveau dieser WM.  Sie fahren alle in dem Bereich der Siegerzeit der letzten Olympischen Spiele. Dass unser Team gleich in der Quali den deutschen Rekord geknackt hat, war super, und lässt mich für die Spiele inTokio hoffen, auch wenn die nächste Runde nicht so rund lief“, sagte Bundestrainer Sven Meyer.

Eric Engler (Cottbus), Stefan Bötticher (Chemnitz) und Maximilian Levy (Cottbus) mussten sich im Teamsprint in 43,144 Sekunden mit Platz sechs begnügen, sicherten aber das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio. Dazu ist Deutschland auch noch den mehr als sechs Jahre währenden Weltrekord los, nachdem die Niederlande mit einer Fabelzeit von 41,225 Sekunden den Titel holte. „Minimalziel war die Olympia-Quali abzusichern. Das haben wir gelöst. Unser Problem ist die Position des Anfahrers“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel. Lichtblick war dagegen Maximilian Levy: „Ich bin zweimal Bestzeit gefahren, das war sehr wichtig für mein Selbstvertrauen. Für mich persönlich lief es super, ich habe heute Weltniveau abgeliefert, das motiviert mich für die kommenden Wettkämpfe.“ Am Donnerstag startet der viermalige Weltmeister im Keirin.

Ein weiteres Gold ging im Scratch-Rennen der Frauen ging an die Niederlande, wo Kirsten Wild ihren siebten WM-Titel gewann. Nachwuchssportlerin Lena-Charlotte Reißner aus Gera fuhr bei ihrer WM-Premiere auf den 16. Platz. „Ich war gespannt, was mich erwartet, habe es auf mich zukommen lassen. Es war meine erste WM, und ich denke, da kann ich zufrieden sein, allein was ich heute an Erfahrung gesammelt habe.“

Der Frauenvierer des BDR – in der Besetzung Franziska Brauße (Eningen), Gudrun Stock (München), Lisa Klein (Erfurt) und Lisa Brennauer (Durach) - fuhr am Nachmittag in der Qualifikation auf den siebten Platz (4:15,577 Min.) und trifft morgen in der ersten Runde auf Italien. „Wir haben in den letzten Tagen im Training gemerkt, dass es super läuft. So bis Mitte des Rennens hat es auch gut geklappt, wir haben ein hohes Tempo angeschlagen. Aber wir haben auch gesehen, dass wir die Taktik noch ein wenig überdenken müssen. Die Form stimmt, ich hoffe, dass wir morgen noch mal zeigen können, was wir drauf haben", sagte Brennauer.