Emma Hinze wird in Berlin Weltmeisterin im Sprint und sorgt für Ekstase im Velodrom
Berlin. Emma Hinze aus Cottbus hat am Freitagabend bei den Weltmeisterschaften in Berlin in sensationeller Manier das Sprint-Turnier der Frauen gewonnen und die 4000 Zuschauer im Velodrom in Ekstase versetzt. Die 22-Jährige aus Cottbus, die zum Auftakt der Titelkämpfe bereits zusammen mit Pauline Grabosch (Erfurt) und Lea Sophie Friedrich (Dassow) im Teamsprint Gold holte, schlug im Finale mit 2:0 Läufen die Russin Anastasija Voinova. Im Halbfinale hatte Hinze die Vorjahres-Weltmeisterin Wai-Sze Lee aus Hongkong in zwei Läufen von vorn beherrscht. Bereits zum Turnierauftakt hatte sich die viermalige Junioren-Weltmeisterin am Donnerstag in Top-Form vorgestellt und in 10,364 Sekunden den deutschen Rekord von Kristina Vogel (Erfurt) verbessert,
„Ich kann es nicht glauben. Ich habe noch nie geweint, wenn ich etwas gewonnen habe. Es ist ein so besonderer Moment“, sagte Hinze, nachdem sie ausführlich die Ovationen des Publikums mit der Fahne auf dem Rücken genossen hatte. „Ich habe noch keinen Sprint-Weltcup gewonnen und dann gleich der WM-Titel. Wahnsinn! Der Titel vom Mittwoch hat mich beflügelt. Meine Nervosität vor dem Finale habe ich akzeptiert. Ich bin dann in so einem Tunnel, kriege nichts um mich herum mit. Dieser Erfolg gibt Rückenwind für Tokio," jubelte die Weltmeisterin nach der Siegerehrung. „Es war grandios – überragend! So überlegen hat noch nie eine Sprinterin gewonnen. Sie war mental unheimlich stark und hat auch Tempohärte bewiesen“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel. Nach einem Ruhetag am Samstag startet Hinze am Sonntag auch im Keirin. Uibel: „Da hat Emma nochmal alle Möglichkeiten.“
In der 4000-Meter-Einerverfolgung siegte wie erwartet überlegen der Italiener Filippo Ganna, der im Finale den US-Amerikaner Ashton Lambie dominierte. In der Qualifikation stellte Ganna, der erst als zweiter Sportler dieser Traditionsdisziplin zum vierten Mal in dieser Disziplin triumphierte, in 4:01,984 Minuten einen neuen Weltrekord auf. Felix Groß aus Leipzig verpasste als Fünfter knapp die Finalläufe, stellte aber in 4:08,928 Minuten einen neuen deutschen Rekord auf. „Für mich ist es super gelaufen. Ich bin sehr zufrieden. Die Top-5 waren mein Ziel. Dazu habe ich meine persönliche Bestzeit um fast vier Sekunden verbessert und jetzt den deutschen Rekord“, sagte Groß, der zuvor schon Platz sieben mit dem deutschen Vierer belegt hatte. Domenic Weinstein aus Villingen, im Vorjahr Zweiter, belegte nach Verletzungsproblemen in der Vorbereitung in 4:12,571 Min, den neunten Platz.
Im 1000-m-Zeitfahren belegten die beiden deutschen Starter Maximilian Dörnbach (Erfurt) und Joachim Eilers die Plätze sechs (1:00,600 Min.) und zehn (1:00,671). „Die Qualifikation war optimal. Ich hatte frische Beine, habe meine persönliche Bestzeit um fast eine Sekunde verbessert, und konnte diesen sechsten Platz aus der Quali im Finale bestätigen. Damit habe ich mein Soll bei dieser WM erfüllt. Es war toll, hier vor heimischem Publikum zu fahren. Das kennt man sonst nur aus den Niederlanden oder Großbritannien, dass die Leute so mitgehen“, freute sich Dörnbach. Neuer Weltmeister wurde der Niederländer Sam Ligtlee (59,495).
Im Punktefahren der Männer belegte Moritz Malcharek aus Zepernick Platz 13. „Meine Taktik war, stets offensiv zu fahren und über die Runden zu gehen. Mal klappt es, mal nicht. Das ist mein Risiko“, sagte der 22-Jährige nach seiner zweiten WM-Teilnahme. Der Sieg ging nach 40 Kilometern an den Neuseeländer Corbin Strong.
Im Omnium der Frauen siegte überraschend die Japanerin Yumi Kajihara. Eine deutsche Starterin war nicht dabei. Laura Kenny aus Großbritannien stürzte im ersten der vier Rennen und büßte ebenso wie Kirsten Wild aus den Niederlanden fast alle Chancen ein. Die siebenfache Weltmeisterin wurde als Verursacherin des Unfalls auf den 19. Platz zurückgestuft. Wild wurde Siebte, Kenny wurde Zwölfte.