Verfolger in Rekordlaune - Teamsprinter verpassen Finalläufe - Zwei Medaillen im Punktefahren
Die deutschen Verfolger-Mannschaften glänzen zum Weltcup-Auftakt bei Paris mit deutschen Rekorden. Die erfolgsverwöhnten Teamsprinter verpassen dagegen deutlich die Finalläufe. Moritz Malcharek und Charlotte Becker überraschen mit Gold und Bronze im Punktefahren.
St. Quentin-en-Yvelines. Der deutsche Frauen-Vierer hat zum Auftakt der Weltcup-Saison in St. Quentin-en-Yvelines bei Paris den vierten Platz belegt. Im kleinen Finale unterlagen Charlotte Becker, Lisa Klein, Lisa Brennauer und Franziska Brauße in 4:21,737 Minuten gegen Italien (4:19,428). In der ersten Runde hatte das Quartett den deutschen Rekord auf 4:21,421 Minuten verbessert. „Natürlich wären wir gern wie bei der EM Dritter geworden, es ist aber ein Super-Ergebnis“, sagte Bundestrainer André Korff und begründete: „Wir haben hier unsere EM-Leistung bestätigt und den deutschen Rekord erneut gesteigert.“ Ein Extra-Lob bekam Franziska Brauße, die am Freitag die leicht erkrankte Gudrun Stock ersetzte: „Mit Franziska haben wir jetzt fünf Mädels auf einem guten Niveau. Sie war ein adäquater Ersatz für Gudrun.“
Der deutsche Bahnvierer der Männer verbesserte am Freitag zum zweiten Mal innerhalb von 20 Stunden den deutschen Rekord in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung, verpasste aber die Finalläufe um die Medaillen. Das Quartett Felix Groß, Leon Rohde, Theo Reinhardt und Domenic Weinstein steigerte die Bestmarke auf 3:55,303 Minuten und belegte damit Platz fünf. In der Qualifikation am Donnerstagabend war die gleiche Mannschaft 3:56,319 Minuten gefahren. Schnellste Mannschaft war Dänemark, das im Finale Olympiasieger Großbritannien einholte.
„Mit der Zeit bin ich sehr, sehr zufrieden. Das wir mit dieser Zeit aber nur Fünfter werden, zeigt das brutal starke Niveau“, analysierte Bundestrainer Sven Meyer. „Wir haben definitiv nochmals einen Schritt gemacht, die anderen Mannschaften aber auch“, sagte Meyer weiter, der mit Ausnahme von Theo Reinhardt (Sixday-Start in London) auch kommende Woche beim Weltcup in Milton/Kanada mit Bestbesetzung antreten wird. In der Olympia-Qualifikation konnte der Vierer ebenfalls wieder wie bei der EM punkten. „Da liegen wir mehr als im Soll“, so Meyer.
Für die deutschen Teamsprinter lief der Weltcup-Auftakt nicht ganz nach Plan. Miriam Welte und Lea Sophie Friedrich wurden in 33,367 Sekunden Fünfte. Die vierfache Junioren-Weltmeisterin ersetzte vor den Toren von Paris erstmals Kristina Vogel. Die zweifache Olympiasiegerin, elfmalige Weltmeisterin und 28-fache Weltcup-Siegerin musste nach ihrem schweren Unfall Ende Juni ihre Karriere querschnittgelähmt beenden. „Lea hat einen guten Einstand gegeben. Das Ergebnis geht in Ordnung – auch im Hinblick auf die Olympia-Qualifikation“, sagte Welte. Mit ihrer eigenen Leistung auf der ersten Runde war die Olymiasiegerin von 2012 dagegen nicht zufrieden: „Aber die Saison für mich ist noch lang“, sagte die 31-Jährige.
Robert Förstemann, Maximilian Levy und Eric Engler belegten Platz sieben in 44,277 Sekunden. Pechvogel des Abends war der Berliner: In der Qualifikation drehte nach dem Start sein Hinterrad durch, er stürzte und fuhr einen Sicherheitslauf. In der ersten Runde gegen Großbritannien erwischte der Anfahrer einen Schwamm. „Das war nicht mein Tag“, fasste Förstemann zusammen. Maximilian Levy sagte: „Das Ergebnis ist auch ein Endprodukt der Vorbereitung.“ Aufgrund diverser Ausfälle waren die Weltcup-Mannschaften kurzfristig neu zusammengestellt worden.
Charlotte Becker sorgte dann für die erste Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer in dieser Weltcup-Saison. Die Berlinerin wurde Dritte im Punktefahren. Bis zur letzten Wertung lag Becker mit 30 Punkten sogar in Führung, wurde aber noch von der Italienerin Maria Giulia Confalonieri (34 Punkte) und der Ukrainerin Ganna Solovei (33) abgefangen. "Ich hatte richtig Laktat in den Beinen und konnte nichts mehr machen", sagte Becker, freute sich aber nach langer Zeit wieder über eine Weltcup-Medaille. "Sicher ist die Medaille nicht so viel wert wie im Omnium oder in der Mannschaftsverfolgung, trotzdem freue ich mich. Ich mag das Punktefahren und will bei der WM nochmals angreifen", sagte Becker.
Noch besser lief es für Moritz Malcharek, der überraschend zum Sieg fuhr. Der Berliner setzte sich am Freitagabend mit 53 Zählern vor Mark Stewart (Großbritannien/45) und Christos Volikakis (Griechenland/43) durch. "Ich bin echt überwältigt. Das Jahr Training bei LKT und Heiko Salzwedel hat sich hier heute ausgezahlt", sagte der 21-Jährige, der sich unter anderem mit zwei Rundfahrten in China vorbereitet hatte.