Junioren-Weltmeisterin Lea Sophie Friedrich gibt in Paris Weltcup-Debüt
Die Vorschusslorbeeren sind groß: Beim Weltcup-Auftakt im Bahnradsport gibt Lea Sophie Friedrich ihren Einstand in der Eliteklasse. Nicht wenige trauen der vierfachen Junioren-Weltmeisterin zu, die Lücke zu schließen, die durch das unfreiwillige Karriereende von Kristina Vogel gerissen wurde.
Paris. Das hat selbst „Überfliegerin“ Kristina Vogel nicht geschafft: Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in diesem Jahr in Aigle/Schweiz raste Lea Sophie Friedrich gleich zu vier Titeln. Die 18-Jährige aus Dassow dominierte die Konkurrenz in Sprint, Keirin, Zeitfahren und Teamsprint nach Belieben. Vogel holte 2007 und 2008 als Juniorin jeweils „nur“ drei WM-Titel bei den Juniorinnen. Beim Auftakt der Weltcup-Serie in St. Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris gibt Friedrich jetzt ihren Einstand in der Elite-Klasse.
„Lea ist ein Riesentalent“, spart Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel nicht mit Vorschusslorbeeren und unterzieht die Blondine in Frankreich gleich einem echten Härtetest. Neben dem Sprint und Keirin startet Friedrich auch im Teamsprint – und nimmt hier an der Seite von Miriam Welte aus Kaiserslautern schon mal den Platz von Kristina Vogel eine. „Es kommt jetzt darauf an, Lea Sophie im Frauenbereich zu integrieren und dort Wettkampferfahrungen zu sammeln. Gerade im Sprint und Keirin hat sie noch sehr große Reserven im technisch-taktischen Bereich“, so Uibel.
Trotz des unfreiwilligen Karriereendes von Vogel – die zweifache Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin sitzt nach einem schweren Trainingsunfall in Cottbus querschnittgelähmt im Rollstuhl – hat Uibel zurzeit fast die Qual der Wahl bei den Frauen. Neben Routinier Miriam Welte (31) glänzten in der vergangenen Saison schon Pauline Grabosch (20/Erfurt) und Emma Hinze (Cottbus/21) mit WM- und EM-Medaillen. „Wir haben ein gutes Leistungsvermögen, alles ist sehr stabil. Kristinas Auftreten in den letzten Wochen hat auch allen Mut gemacht. Dieses Erlebnis wird zwar immer im Gedächtnis haften bleiben, trotzdem müssen wir jetzt nach vorne gucken und versuchen, den Unfall auszublenden“, sagte Bundestrainer Uibel. Und mit Lea Sophie Friedrich dränngt nun sogar eine weitere Fahrerin in die Spitze.
Bei Grabosch (Weltmeisterin 2018 Teamsprint, WM-Dritte Sprint 2018) und Hinze (EM-Dritte Teamsprint 2018) gelang der Übergang zu den Frauen relativ schnell. Die Vorleistungen von Friedrich sprechen auch für eine schnelle Anpassung: Bei der Junioren-WM blieb die Polizeimeisteranwärterin in der 200-Meter-Zeitfahr-Qualifikation als einzige Sprinterin unter 11 Sekunden, im 500-Meter-Zeitfahren verbesserte sie den Junioren-Weltrekord von Mathilde Gros (Frankreich) auf 33,922 Sekunden.
Vor allem mental scheint die Sprinterin, die vom Track-Team Brandenburg und auch vom Chemnitzer Team Erdgas.2012 umworben wird, mit Drucksituationen gut umgehen zu können – wie bei der Junioren-WM. Und jetzt auch beim Weltcup. „Natürlich gibt es auch hier einen gewissen Druck. Aber ich versuche einfach, locker zu bleiben. Ich möchte Top-Zeiten fahren und gute Platzierungen erreichen – das hängt aber auch von der Bahn oder der Tagesform ab“, sagt Friedrich, die sich wie früher Vogel zusammen mit Welte das Zimmer teilt.
Vogel gab ihr Elite-Debüt im Dezember 2008 in Cali/Kolumbien. Zwei Jahre später folgte an gleicher Stelle der erste Weltcup-Sieg der Erfurterin. 28 Mal stand die 27-Jährige ganz oben auf dem Treppchen, davon allein neunmal im vergangenen Winter – bei neun Starts. „Wir werden Kristina sportlich und auch als Persönlichkeit nicht ersetzen können. Sie ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung“, sagt Bundestrainer Uibel und versucht damit seinen jungen Fahrerinnen Druck zu nehmen, „alle haben sehr gute Ansätze, müssen aber ihren eigenen Weg finden. Das geht vor allem über qualitativ starke Wettbewerbe wie dem Weltcup.“ Und was sagt Lea Sophie Friedrich vor ihrem Debüt? „Ich freue mich einfach auf meine Premiere und bin echt gespannt.“ Nicht nur sie…