Stefan Bötticher: „Berlin hat hohen Stellenwert“
Stefan Bötticher, Sie waren der erfolgreichste deutsche EM-Teilnehmer in Glasgow. Welche Erwartungen haben Sie an den Weltcup?
Aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme im September kann ich meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Ich habe seit Glasgow keine Wettkämpfe mehr bestritten, darum kann ich meine Leistung schwer einschätzen. Im Sprint möchte unter die letzten Acht kommen. Im Keirin will ich ins Finale.
Der Teamsprint rollte zuletzt nicht wirklich rund. Wie verlief das Training im Vorfeld des Weltcups?
Maximilian Levy und ich sahen dabei nicht schlecht aus, aber es wird nicht leicht, unter die letzten Vier zu kommen. Wir sind nicht so breit aufgestellt wie in früheren Jahren. Einige Fahrer haben aufgehört, die Jungen sind noch nicht so weit. Im Training haben wir uns sehr gefordert. Nun muss man sehen, was das im Wettkampf wert ist.
Im Sprint spielt die Psyche auch eine große Rolle. Wie wichtig ist die mentale Verfassung?
Das ist enorm wichtig, besonders wenn in den letzten Läufen die Kraft ein wenig nachlässt. Dann ist nicht mehr allein die Leistung, sondern oft die Taktik entscheidend. Ich habe in den letzten Jahren viel Erfahrung gesammelt und lasse mich vom Gegner nicht so leicht aus dem Konzept bringen. Ein gutes Sprintturnier ist eben auch Kopfsache.
Haben Sie trotzdem einen Angstgegner?
Nein, ich begegne jedem mit großem Respekt, aber nicht mit Angst. Gegen den Franzosen Gregory Baugé hatte ich eine schlechte Bilanz, aber in Polen konnte ich ihn in Läufen 2:0 schlagen.
Es ist der erste Weltcup seit 20 Jahren in Deutschland. Welche Bedeutung hat er für Sie?
Er hat einen hohen Stellenwert, weil er im eigenen Land stattfindet, und da möchte man gut aussehen. Das ist immer etwas Besonderes, weil auch viele Freunde und die Familie die Gelegenheit wahrnehmen, einen live zu sehen. Dass Berlin mit Beginn der EM im letzten Jahr so viele hochkarätige Bahnevents veranstaltet, ist auch eine Wertschätzung unserer Sportart. Es zeigt, dass das Interesse da ist, auch von den Medien, die nahe dran sind und dann ganz anders berichten. Für uns ist es ein weiterer Vorteil, dass wir die Bahn kennen und das Publikum hinter uns wissen. Das motiviert.