Vor 20 Jahren: Fünf Weltcup-Siege und Weltrekord-Prämie in Berlin
Im Juni 1998 machte der Weltcup zuletzt Station im Berliner Velodrom. Vor 20 Jahren gab es fünf Siege für den Bund Deutscher Radfahrer. Eine Weltrekord-Prämie sorgte für Aufsehen.
Berlin. Bartko, Arndt, Fiedler – der Bahn-Weltcup 1998 lockte neben den deutschen Assen auch die internationale Spitze in Scharen auf die 250-Meter-Piste. 13 Olympiasieger und 28 Weltmeister aus 40 Nationen hatten damals für die WM-Generalprobe ein Jahr später an gleicher Stelle gemeldet. „Solche Teilnehmerzahlen hatten bisher nicht einmal Weltmeisterschaften aufzuweisen“, versicherte Burckhard Bremer, damals wie heute Organisationschef.
Die deutsche Nationalmannschaft konnte vor allem auf die wiedererstarkten Verfolger bauen. Der 22-jährige Robert Bartko sorgte mit dem Gewinn der Einerverfolgung am ersten Tag für eine Initialzündung. Mit 4:20,082 Minuten markierte der Berliner in der Qualifikation einen neuen deutschen Rekord über 4 000 Meter. Im Finalrennen bezwang er vor 1500 Zuschauern mit 4:24,18 Minuten den Ukrainer Sergej Matwejew (4:27,22). Bartko gehörte auch zum deutschen Vierer, der in der Besetzung Guido Fulst, Bartko, Christian Lademann (alle Berlin) und Daniel Becke (Erfurt) in der Weltklasse-Zeit von 4:05,664 Minuten das Finale der Mannschaftsverfolgung gegen die Ukraine gewann.
Für einen unerwarteten Sieg sorgte Judith Arndt beim Punktefahren, wo die Frankfurterin die Hälfte der Distanz allein vor dem Feld fuhr und dabei genug Punkte für den Sieg sammelte. „Bei Punktsprints habe ich keine Chance, ich musste meine Ausdauer ausspielen“, sagte sie damals nach dem Rennen.
Die erfolgsverwöhnten Sprinter konnten sich nach wenig überzeugenden Auftritten im klassischen Sprint - Olympiasieger Jens Fiedler (Chemnitz) kam als Bester nur auf Rang fünf - zumindest in der Mannschafts-Disziplin Olympischer Sprint und im Keirin rehabilitieren. Fiedler, Eyk Pokorny und Sören Lausberg (beide Berlin) bezwangen im Finale Weltmeister Frankreich und sorgten für den Sieg Nummer vier. Fiedler ließ wenig später Nummer fünf im Keirin folgen, bei dem er gute Unterstützung durch den zweitplazierten Ex-Weltmeister Darrin Hill (Australien) erhielt.
In der Entscheidung des 1000-Meter-Zeitfahrens wurde Sören Lausberg aus Berlin knapp geschlagen in 1:03,343 Minuten Zweiter. Es gewann Junioren-Weltmeister Arnaud Tournant (Frankreich), der in 1:02,991 Minuten Bahnrekord fuhr. Bei den Sprinterinnen freute sich Kathrin Freitag (Frankfurt/Oder) über einen ausgezeichneten zweiten Platz im 500-m-Zeitfahren. In der 3 000-m-Einzelverfolgung der Damen erzielte Weltmeisterin Judith Arndt (Frankfurt/Oder) im Finale um Platz drei einen deutschen Rekord von 3:36,002 Minuten und bezwang Olympiasiegerin Antonella Bellutti (Italien) klar – in der Summe reichte das zum Gewinn der Nationenwertung. „Nach einigen Jahren der Stagnation haben wir wieder den Anschluss an die führenden Rad-Nation gewonnen. Berlin hat von der Besetzung her eine komplette Weltmeisterschaft erlebt“, resümierte Bremer damals
Für Aufsehen sorgte beim damaligen Weltcup in Berlin eine Weltrekord-Prämie. Die Agrippina-Versicherung hatte damals 20.000 Mark für den Sportler ausgelobt, der einen der bestehenden Weltrekorde verbessert. Damals wie heute war der Fahrbahnbelag im Oval recht neu, wurden die aktuelle Weltrekorde meist in der Höhe aufgestellt. Trotzdem hätte die australische Weltmeisterin Lucy Tyler-Sharman fast den Bonus geholt: Im Finale der 3000-Meter-Einerverfolgung blieb die Qualifikations-Beste mit 3:31,670 Minuten nur um 0,696 Sekunden über dem damaligen Weltrekord von Marion Clignet (Frankreich) - letztlich blieb das Geld aber in der Kasse.