Europameister Stefan Bötticher fährt bei der JKA-Tournee in Japan
Stefan Bötticher, Europameister 2018 und WM-Dritter 2019 im Keirin, nimmt zum dritten Mal an der JKA-Tournee in Japan teil. In dieser Woche geht's für den Chemnitzer los.
Chemnitz. Während für die meisten Sportler nach der Bahn-Weltmeisterschaft in Pruszkow/Polen die Saison zu Ende war, sitzt Stefan Bötticher schon wieder im Sattel. Der Sprint-Weltmeister von 2013 folgt zum dritten Mal nach 2014 und 2015 der Einladung der JKA (Japanese Keirin Association) und bestreitet im „Land der aufgehenden Sonne“ die sportlich wie auch finanziell interessante Keirin-Serie. In Japan erfreut sich der Kampfsprint besonderer Beliebtheit und erzielt bei unzähligen Rennen im Jahr Milliarden-Umsätze beim Wetten – ähnlich wie früher in Deutschland beim Galopprennsport oder heute bei Fußball-Wetten.
Als internationale Starter wurden neben Bötticher in diesem Jahr Theo Bos (Niederlande/Keirin-Weltmeister 2006), Joseph Truman (Großbritannien), Matthew Glaetzer (Australien/Sprint-Weltmeister 2018), Shane Perkins (Russland/Keirin-Weltmeister 2011), Denis Dmitriev (Russland/Sprint-Weltmeister 2017) und Matthijs Büchli (Niederlande/Keirin-Weltmeister 2019) eingeladen. Alle müssen zunächst in Shuzenji, etwa 140 Kilometer süd-östlich von Tokio, einige Tage die JKA-Schule besuchen, sich dort mit den japanischen Gepflogenheiten vertraut machen, um die Lizenz zu erhalten.
„Ich bleibe zunächst nur eineinhalb Wochen, für die Schule und ein Rennen. Dann geht es zurück nach Deutschland“, berichtete Bötticher, der Mitte April bei der Bundespolizei zu einem vierwöchigen Praktikum in Chemnitz antreten muss. Anschließend geht es wieder bis Anfang Juni zurück nach Japan für mehrere Rennen. Stationiert sind die Sportler dann in Izu, dem Austragungsort der Bahnwettbewerbe für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
„Meine ersten beiden Teilnahmen waren eine geniale Erfahrung. Wir haben in Izu Top-Bedingungen, dazu trainiere ich mit internationalen Top-Fahrern. 2014 hat mich der Japan-Aufenthalt enorm nach vorn gepusht. Deshalb habe ich nach der Anfrage nicht lange überlegen müssen“, erklärte Bötticher. Zusätzlicher Anreiz: Ein Jahr vor den Olympischen Spielen kann sich der Chemnitzer mit den Bedingungen vor Ort sehr gut vertraut machen. „Das kann ein entscheidender Faktor sein, den ich gern nutzen möchte“, so Bötticher. Und die Möglichkeit, als Bahnfahrer ein bisschen Geld zu verdienen, gibt es auch nicht so oft.
Nachdem Bötticher zu Beginn seiner Karriere vor allem im Sprint Top-Ergebnisse einfuhr und nach dem WM-Titel 2013 ein Jahr später in Cali Vize-Weltmeister wurde, glänzt der 27-Jährige nach seinen langen gesundheitlichen Problemen in den Jahren 2015 und 2016 bei seinem Comeback vor allem im Kampfsprint. Bei der Europameisterschaft 2018 in Glasgow siegte der Chemnitzer überraschend vor dem Franzosen Sebastien Vigier und dem Briten Jack Carlin. Auch bei der WM lag er lange auf Goldkurs, musste sich erst spät dem Niederländern Matthijs Büchli und dem Japaner Yudai Nitta geschlagen geben, gewann aber die WM-Bronzemedaille.