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Dreifacher Olympiasieger Jens Fiedler wird 50 Jahre alt - Tolle Erinnerungen an WM in Berlin

Jens Fiedler nach seinem WM-Sieg 1999. ©
Jens Fiedler nach seinem WM-Sieg 1999. ©

Chemnitz. In der letzten Kurve des Keirin-Finales der Bahnradsport-Weltmeisterschaft 1999 im Berliner Velodrom musste Jens Fiedler noch einmal alle Kräfte mobilisieren. Eine größere unvorhersehbare Welle von Konkurrent Marty Nothstein aus den USA hätte den Favoriten aus Chemnitz bei fast 70 km/h fast zu Fall gebracht. Fiedler blieb auf dem Rennrad, trat gewaltig in die Pedale und lag auf der Ziellinie ganz oben fahrend knapp vorn: Weltmeister im Keirin 1999. „Die Goldmedaille von Berlin gehört für mich nach wie vor zu den drei wichtigsten und schönsten Erfolgen meiner Karriere. Nachdem ich nach Meinung der Presse zuvor im Sprint ,nur’ Zweiter geworden war, war es natürlich besonders schön, im letzten Rennen der WM ganz oben zu stehen“, erinnert sich der Chemnitzer.

Fiedler muss in dieser Tagen besonders oft von seiner Goldfahrt im Velodrom erzählen. Zum einen beginnt am 26. Februar an gleicher Stelle erneut die Weltmeisterschaft, zum anderen wird Fiedler am Samstag (15. Februar) 50 Jahre alt. Zusammen mit seiner dritten Ehefrau Josefine, seinen Kindern Ramon (19), Leonie (17) und Oskar (6) soll mit Familie, Freunden und langjährigen Weggefährten der runde Geburtstag gefeiert werden. „Ich habe lange überlegt, ob ich feiere, weil die Zahl für mich relativ uninteressant ist. Im Herzen bin ich immer noch viel jünger – nur der Körper fühlt sich manchmal schon wie 50 an“, berichtet Fiedler, der einmal die Woche mit seiner „Mittwochs-Runde“ auf das Rad steigt.

Der Jubilar ist mit drei Olympiasiegen nach wie vor der erfolgreichste deutsche Bahnradfahrer. 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta gewann der Sachse jeweils Gold im Sprint. Nach Bronze 2000 in Sydney in Sprint und im Keirin stand Fiedler bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen nochmals ganz oben auf dem Olympia-Treppchen. Daneben holte er vier Weltmeister-Titel und zwölf WM-Medaillen. „Jens Fiedler war als Sportler eine schillernde Persönlichkeit. Er hat das Leben genossen – dabei aber nie seine Aufgabe aus den Augen verloren“, sagte Detlef Uibel, der ab 1996 als Bundestrainer den Chemnitzer betreute. „Er war eine der prägenden Figuren der 90er Jahre. Er war sehr vielseitig und zielorientiert und damit für viele Sportler Orientierung und Vorbild“, so Uibel.

„Ich hatte eine tolle Karriere über viele Jahre mit deutlich mehr Höhen als Tiefen und schaue inzwischen sehr zufrieden zurück“, sagt Fiedler, der sich neben WM-Gold 1999 in Berlin besonders gern an die olympischen Goldmedaillen 1996 und 2004 erinnert. 1996 kämpfte sich „Fiedel“, wie ihn alle nennen, nach einem ersten Karrieretief eindrucksvoll an die Spitze zurück, an der er lange blieb. 2004 stellte er seine Ambitionen komplett in den Dienst der Mannschaft, spezialisierte sich auf das Anfahren und führte Rene Wolff und Stefan Nimke im Teamsprint zum Olympiasieg. „Das war ein krönender Abschluss“, so Fiedler, der beim Sechstagerennen 2005 in Berlin seine Karriere beendete. Seit zehn Jahren arbeitet der 50-Jährige bei Eins Energie Sachsen im Geschäftskunden-Vertrieb.

Dem Bahnradsport ist Fiedler nach wie vor eng verbunden. Seit 2009 engagiert er sich in seiner Heimatstadt für das Team Erdgas.2012, das seit diesem Jahr unter dem neuen Namen Theed-Projekt Cycling fährt. Fast alle deutsche Spitzenfahrerinnen und -fahrer sind schon für das Track-Team gefahren. „Das Projekt macht wirklich Spaß und inspiriert mich“, sagt Fiedler, der zusammen mit dem siebenfachen Weltmeister Michael Hübner (60) aus Chemnitz das Gesicht der Mannschaft bildet und hofft, dass der Chemnitzer Bahnradsport in naher Zukunft wieder enger zusammenrückt und neue Talente hervorbringt.

Auf die WM im Velodrom freut sich Fiedler aus mehreren Gründen. Fünf der sechs Theed-Projekt-Sportler stehen im erweiterten WM-Aufgebot für Berlin, darunter mit Maximilian Levy und Lea Sophie Friedrich zwei Medaillenhoffnungen. Neben Gold und Silber 1999 blieb dem Chemnitzer die spezielle Atmosphäre einer Heim-Weltmeisterschaft besonders im Gedächtnis. „Ich kann allen nur empfehlen: Saugt die Atmosphäre auf. Nehmt es als Chance und Motivation – und nicht als Verpflichtung“, lautet der Rat des dreimalige Olympiasiegers. „Die Weltspitze ist heute so eng zusammen, deshalb entscheidet ganz oft der Kopf. Wenn man sich vom Publikum inspirieren lässt und dies wie beim Fußball als zwölften Mann versteht, bringt das wirklich was – wie damals in Berlin“, lautet der Rat von Jubilar Jens Fiedler.